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 Redewendungen
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Jemandem den Fehdehandschuh hinwerfen

Im Deutschen Wörterbuch der Gebrüder Grimm wird die Fehde als ein "Mittelding zwischen Duell und Krieg" beschrieben. Dazu gehörten nach der Grimmschen Auffassung: "geringere Händel, zumal des Adels, der kleinen Fürsten und Städte im Mittelalter, die nicht ganze Reiche und Völker ergriffen." Das Wörterbuch verweist darüber hinaus darauf, dass Fehde auch in anderen Zusammenhängen verwendet wird, beispielsweise als Sicherheitsschreiben, "dass wir alle diese vorgenannte Fehde halten stets und ganz ohne Arglist, das haben wir unseren Bürgern im Trauen gelobet." Erwähnt wird auch "Gesundheitsfehde", ein Pass zur Versicherung, dass der Reisende aus einer Gegend komme, wo keine Krankheiten herrschen.

Nach dem mit erhobenem Zeigefinger ermahnenden "Man soll nicht Fehden", zeigt das Werk demonstrativ aufs Gegenteil: "Die Geächteten setzten sich auf den beiden Inselchen Hielm und Spröe im großen Belt fest, um von dort aus zu jeder Jahrszeit Fehden zu können."

Ähnliches findet sich im Duden. Danach stammt Fehde aus dem Mittelalter, galt dort als "tätliche Feindseligkeit oder Privatkrieg zwischen Einzelpersonen, Sippen oder Familien zur Durchsetzung von Rechtsansprüchen; kämpferische Auseinandersetzung, Kampf". Dazu wird an gleicher Stelle erwähnt: "endlose Fehden zwischen den Adelsgeschlechtern; jemandem Fehde ansagen; in Fehde leben. Und in übertragener Bedeutung: politische Fehden (mit jemand) austragen; synonym: "Auseinandersetzung, Clinch, Feindschaft, Kampf, Konflikt, Konfrontation, Krieg, Streit, Unfriede"; oder in gehobener Sprache "Hader, Händel, Zwist".

Die Redensart "Jemandem den Fehdehandschuh hinwerfen" kann nicht für sich allein stehen. Einerseits braucht es jemand, der den Fehdehandschuh wirft und die Konfrontation möchte; andererseits braucht es jemand, der den Fehdehandschuh aufnimmt und zum Ausdruck bringt, dass er (oder sie?) willens ist, den Fehdehandschuh aufzunehmen. Während im Mittelalter der dem Kontrahenten hingeworfene Kettenhandschuh als gewissermaßen symbolhafter Schlag in einem handfesten Waffengang (Vergeltung) endete, galt ab etwa dem 18. Jahrhundert, der ins Gesicht geschlagene Handschuh aus Stoff als eine Herausforderung zu einem "Ehrenduell".

Elegant und eindringlich hat Friedrich von Schiller die Fehde in "Der Handschuh" (1797) angedeutet. Mit ungewissem Ausgang, wie dessen Ende belegt: "Und mit Erstaunen und mit Grauen / Sehns die Ritter und Edelfrauen, / Und gelassen bringt er den Handschuh zurück. / Da schallt ihm sein Lob aus jedem Munde, / Aber mit zärtlichem Liebesblick - / Er verheißt ihm sein nahes Glück - / Empfängt ihn Fräulein Kunigunde. / Und er wirft ihr den Handschuh ins Gesicht: / ‚Den Dank, Dame, begehr ich nicht!' / Und verläßt sie zur selben Stunde."

* Autor: Dr. Franz-Josef Hücker; -- Quelle: das Akazienblatt Nr. 06.2017, S. 11.


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Der Inhalt dieser Seite wurde am 06.11.2019 um 12.19 Uhr aktualisiert.
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