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 Redewendungen
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Wendehals

Beim Wendehals handelt es sich um eine in Europa vom Aussterben bedrohte Spechtart. Die Namensherkunft beruht auf der Fähigkeit des Vogels, seinen Hals schlangenförmig drehen zu können, um seine Feinde abzuschrecken. Auch in anderen Sprachen findet diese Besonderheit ihren Niederschlag in nationalen Gattungsnamen. So heißt der Wendehals in Großbritannien Schiefhals (Wryneck), in den Niederlanden Drehhals (Draaihals). Weil der Wendehals dabei mühelos und häufig den Blickwinkel wechseln kann, wurde Wendehals schon früh nach der Wende von 1989 in der DDR als Synonym für Machthaber und Mitläufer verwendet, die sich sofort an das kapitalistische System angepasst haben ("Wes Brot ich ess, des Lied ich sing!").

Populär wurde der Begriff "politischer Wendehals" durch eine Rede der Schriftstellerin Christa Wolf, die sie wenige Tage vor dem Mauerfall vor einer Menschenmenge auf dem Berliner Alexanderplatz hielt. Bei den von ihr angeprangerten Wendehälsen handelte es sich um die Vertreter der SED, der FDJ und der Blockparteien, die noch Tage zuvor die Politik der SED vertreten hatten und im Zuge der einsetzenden Wende auf entgegengesetzte Positionen umschwenkten. Das zeigte sich darin, dass sie die Politik der "gewendeten" Blockparteien vertraten oder gleich in die CDU, die SPD oder die FDP westlicher Prägung eintraten. Nichts anderes galt für viele Kader aus der Wissenschaft und Manager Volkseigener Betriebe.

Doch bereits lange zuvor wurde Wendehals für Menschen verwendet, die ihre Meinung ändern, wenn es nützlich ist. Die sich ergebende Gelegenheiten ohne Rücksicht auf eigene Werte nutzen und in der Regel als Opportunisten bezeichnet werden. Dabei nimmt besonders der politische Opportunist selbst langfristige Nachteile billigend in Kauf, um kurzfristig die angestrebten Ziele oder Vorteile zu erreichen, - mit negativer Resonanz: "Ein Opportunist ist ein "Jenachdemer"", so Wilhelm Busch. - "Opportunismus ist die Kunst, mit dem Winde zu segeln, den andere machen", sagt Alessandro Manzoni. - "Opportunismus ist zum Kotzen, aber er ist kein Monopol der Politiker", weiß Helmut Schmidt, der sich damit auskennt.

* Autor: Dr. Franz-Josef Hücker; -- Quelle: das Akazienblatt Nr. 05.2010, S. 11.


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Der Inhalt dieser Seite wurde am 06.11.2019 um 12.19 Uhr aktualisiert.
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