Auf den Nägeln brennen
Die Redensart "Auf den Nägeln brennen" (weniger verbreitet: "Unter den Nägeln brennen") blickt auf eine über Jahrhunderte andauernde Geschichte zurück, war nach Eberhard Tappe (Quelle, 1539) im Deutschland des 16. Jahrhunderts beliebt und ist mit der einschlägigen Literatur (Sprichwortsammlung) seit dem späten Mittelalter gut belegt. Wenn jemandem etwas auf (oder unter) den Nägeln brennen sollte, bedeutet das grundsätzlich, dass es "sehr dringlich" ist und nicht allzu selten auch oftmals mit Hilfe der Redensart in die Worte gebracht wird: "Die Sache brennt mir jetzt aber nun wirklich unter den Nägeln!"
Bei der Spurensuche nach der Herkunft der Redensart finden sich häufig verweisende Aussagen (Quellen, 16. und 17. Jh.) wie "Die Kerze ist auf den Nagel gebrannt." oder "Die Kerze ist auf den Nagel verbrannt." [sic!] oder etwas ähnlich Klingendes mehr. Doch teils anders in den zeitgenössischen Dokumenten. In denen ist mal von Feuer, dann von Licht die Rede, das auf dem Nagel brennt oder gebrannt hat. Besonders im 18. Jahrhundert wird die Redensart bekannt durch historische und andere Literatur, Übersetzungen und sonstige Quellen. Dort meist verwendet für gesundheitliche, finanzielle, politische und militärische Not. Vor allem im geistlichen Bereich, eingebettet und verwendet in Predigten. Dabei wird im Zeitablauf die Kerze durch den konkreten Anlass oder ein durchaus absichtsvoll ungewisses "Etwas, das auf den Nägeln brennt" verallgemeinert und somit unbestimmt dramatisiert.
Die bildlich konkrete Herkunft der Redensart sind kleine Wachskerzen, die während eines Gottesdienstes auf den Nagel des Daumens geklebt wurden, um beispielsweise den Mönchen während der Frühmesse das Lesen zu erleichtern, was sich zum "auf den Nagel brennen" fügt. Dass es zur Herkunft der Redensart auch andere Sichtweisen gibt, überrascht nicht. So wird eine Folterpraxis erwähnt, bei der eine Lunte, ein Schwefelhölzchen oder ein Kienspan unter die Nägel getrieben und dort angezündet wurde. Eine Herleitung, die sehr verführerisch ist. Einerseits stützt sie die seltenere Variante der Redensart ("Unter den Nägeln brennen"), andererseits den in der Redensart verwendeten Plural, nämlich statt Nagel die Nägel.
* Autor: Dr. Franz-Josef Hücker; -- Quelle: das Akazienblatt Nr. 04.2018, S. 11.