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 Redewendungen
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Auf der Bärenhaut liegen

Die Redensart "Auf der Bärenhaut liegen" wird oft mit Hilfe des Adjektivs "faul" negativ gewendet: "faul auf der Bärenhaut liegen"; "auf der faulen Bärenhaut liegen"; oder verkürzt: "auf der faulen Haut liegen". Es ist eine Redensart, die dem römischen Historiker Tacitus zugeschrieben wird. Tacitus hat sich in seiner "Germania" mit den Lebensgewohnheiten der Germanen beschäftigt, wenn sie nicht auf der Jagd waren oder keinen Krieg führten. - Dort heißt es im 15. Kapitel: "Häufiger verbringen sie ihre freie Zeit mit Nichtstun, mit Schlafen, Essen und Trinken. Gerade die Tapfersten und Kriegerischsten leben in träger Ruhe dahin. Die Sorge für Haus und Herd sowie die Bestellung des Ackers bleibt den Frauen, den Greisen und überhaupt allen Schwachen überlassen, während die Herren selbst faulenzen."

In diesen Beschreibungen fehlt allerdings die Bärenhaut. Die haben die Humanisten der 16. Jahrhunderts eingefügt, als sie die "Germania" interpretiert haben: Denn die Bärenhaut war für die Germanen von großer Bedeutung, wie Grimms "Deutsches Wörterbuch" zu belegen scheint. - Bekannt wurde die um die Bärenhaut ergänzte Redensart allerdings erst im 19. Jahrhundert durch das Studentenlied "Tacitus und die alten Deutschen", das Wilhelm Ruer für eine Zeitung gedichtet haben soll: An einem Sommerabend / im Schatten des heiligen Hains, / da lagen auf Bärenhäuten / zu beiden Ufern des Rheins / verschiedene alte Germanen, / als plötzlich mit freundlichem Gruß / ein Römer kam: "Meine Herren! / Ich heiße Tacitus."

Diese freundlich ausklingende Herkunft der Redensart "Auf der Bärenhaut liegen" soll nicht auf ein mahnendes Wort verzichten. Schließlich wird diese Redenswendung heute abwertend für das Faulenzen verwendet: - "Also es wäre doch gelacht, wenn Ihr Mann keine Anstellung fände, wenn er wirklich arbeiten und nicht auf der Bärenhaut liegen will." - Dazu ist freilich gesundheitspolitisch aus Sicht der WHO (Weltgesundheitsorganisation) und der BZgA (Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung) anzumerken: Es existiert ein natürliches Ruhebedürfnis des Mannes, das stets zu bedenken ist. Bleibt das unbeachtet, hat das für den Mann und für die Volksgesundheit sowieso bitterste Konsequenzen. Denn ohne Ruhephasen, ohne seine Bärenhaut, erkrankt der Mann und wird cholerisch, wie gemeinhin bekannt ist.

* Autor: Dr. Franz-Josef Hücker; -- Quelle: das Akazienblatt Nr. 01.2010, S. 11.


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