Der Bart ist ab
Die Redensart "Der Bart ist ab" wird verwendet, wenngleich auch selten, sobald etwas endgültig zu Ende ist. Wenn nichts mehr geht. Die Sache ist erledigt, nun ist Schluss. Der Drops ist gelutscht. Die Herkunft der Redensart wird in ansonsten selten zu beobachtender Einigkeit mit drei deutschen Kaisern verknüpft. Ihr Ursprung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts vermutet. Als in Deutschland auf die beiden vollbärtigen Kaiser Wilhelm I. (1797-1888) und Friedrich III. (1831-1888) der schnurrbärtige Wilhelm II. (1859-1941) folgte. Manche denken bei dieser Redensart allerdings auch an den abgebrochenen Bart des Schlüssels. Was nicht komplett von der Hand zu weisen ist. Zumal es hier in der Tat Mühe macht, das eine oder andere schlüssig zu belegen. Weil es ständig ein Durcheinander von Redensart und dem abgenommenen Bart und weit mehr unerfreulichen Dingen gibt.
Jetzt ist der Bart ab, in mancherlei Hinsicht. Breitner gilt als verletzt, ist aber vor allem verstört. Alle sehen es, er selbst spricht von einer Krise. - Jetzt ist der Bart ab! So dachten einige SPD-Abgeordnete im Anschluss an die erste Sitzung des Bundestages. - Bei Roulade und Kartoffelbrei variiert ein Genosse die Siegesmeldung von einst: "Jetzt ist der Bart ab."
Aber nicht nur in Fußballerkreisen und bei SPD-Genossen ist die Redensart bekannt. Selbst an Universitäten wird sie lustvoll verwendet. Beim Umgang mit Studierenden. Wenn man den akademischen Vollpfosten das rechte Stichwort liefert. Sonst wird es nicht gelingen:
Teufel, Teufel, Herr Teufel. Sie sind aber schlecht vorbereitet! So mein Kollege zu einem Studenten. - Und mir fiel ein, wie es mir einmal ergangen war. Ich hatte mich mit großem Engagement für etwas eingesetzt, wurde in der entscheidenden Sitzung niedergemacht und bekam vom Vorsitzenden zu hören: Ja, ja, Herr Bartscherer, jetzt ist der Bart ab! - Ich war verletzt. Teufelszenen gab es von da an nicht mehr. Für Mitarbeiter und Tutoren galt: Keine Scherze mit studentischen Namen, auch wenn es schwer fällt! Die Gefahr, jemanden zu verletzen, ist einfach zu groß. Ich kann das nur zur Nachahmung empfehlen.
* Autor: Dr. Franz-Josef Hücker; -- Quelle: das Akazienblatt Nr. 03.2015, S. 11.