Wissen, wo Barthel den Most holt
Bei der geradezu verzweifelten Suche nach der Herkunft der Redensart "Wissen, wo Barthel den Most holt" greifen die üblichen Verdächtigen und andere Experten auf diesem Feld mal hierhin, mal dorthin. Und letztlich zeigen sie damit, dass sie auch nicht so genau wissen, wo Barthel den Most holt. Dieser Versuch, in aller Bescheidenheit, keineswegs ausgenommen.
Denn selbst der Blick auf die Verwendung der Redensart erzeugt keine Geistesblitze: "Von wegen schwaches Russland. Die werden uns noch zeigen, wo der Barthel den Most holt; Bei Ihrem Steuerberater, Wirtschaftsprüfer oder Anwalt sind Sie in guten Händen, wenn diese genügend Branchenkenntnisse haben. Sie müssen nicht nur Ihr Geschäft begreifen und es darstellen können, sondern wissen, wo der Barthel den Most holt; Im Ring werde ich dir schon zeigen, wo Barthel den Most holt, und dich nach Strich und Faden verprügeln!"
Als eine Gemeinsamkeit schält sich heraus, dass die Redensart offenbar immer dann zur Anwendung kommt, wenn hervorgehoben werden soll, dass jemand besonders gewitzt oder schlau ist, sich durchsetzen kann, über eine gewisse Erfahrung verfügt, Stärke zeigt, sich zu helfen weiß oder jemanden herausfordert. Mit den besten Aussichten, versteht sich. Es geht allzu offensichtlich um Menschen, die wissen, wo es langgeht, wo der Hammer hängt.
Der Ursprung der Redensart gilt jedenfalls unter aufgeklärten Menschen als ungeklärt und auf Spekulation verwiesen. So wird beispielsweise vermutet, sie stamme aus der Gaunersprache. Danach ist Barthel kein männlicher Vorname, sondern steht für das Brecheisen. Most oder das Moos fürs Geld. Bekanntlich kommt man beim Einbruch mit einem Brecheisen nur ans große Geld, wenn man gewitzt genug ist. - Rückt man nun den Barthel zum Bartholomäus, gelangt man zu einer weiteren Deutung. Denn am St. Bartholomäus-Tag, dem 24. August, kann man noch keine Weinlese halten und somit auch keinen Most haben. Weiß der Barthel in dieser Situation trotzdem, wo er Most bekommen kann, muss er ganz besonders gewitzt sein.
* Autor: Dr. Franz-Josef Hücker; -- Quelle: das Akazienblatt Nr. 12.2014, S. 11.