Einen blauen Montag machen, blaumachen
Für mich heißt das Wort zum Sonntag Scheiße und das Wort zum Montag mach mal blau, heißt es in einem bekannten Song der in den 1970er und den frühen 1980er Jahren bekannten und einflussreichsten deutschen Rockgruppe Ton Steine Scherben. Für die dort verwendete Redensart "Einen blauen Montag machen" oder pointiert "blaumachen" existieren vielfarbige Deutungsversuche, mit denen sich ganze Bücher füllen lassen, die sich auf durchaus seriöse Quellen stützen könnten. Dabei meint die Redensart heute zumeist: Bewusst der Arbeitsstelle fernbleiben und sich einen guten Tag machen. Oder anders gesagt, wie auf einem Schweizer Beichtzettel ungeschminkt zu lesen ist: Den Chef um die Arbeitszeit betrügen, und sich zu versündigen. Um das hier auch öffentlich einmal ganz klar auf den Punkt zu bringen!
Die Redensart "Einen blauen Montag machen" ist seit dem 14. Jahrhundert belegt und blickt, wenn man den zahlreichen Deutungsversuchen vertraut, auf eine wechselvolle Geschichte zurück. Dort lesen wir, dass die Redensart irgendwann von dem Guten Montag zum Blauen Montag konvertiert ist, werden ansonsten jedoch mit viel Spekulativem versorgt. Bei dem das eine mal mehr und das andere weniger überzeugend erscheint. Doch nicht zuletzt geht es in dieser wechselvollen Geschichte zumeist um den schwelenden Konflikt zwischen Lohnarbeit und Kapital und um die Parteilichkeit der Obrigkeit, die stets bestrebt war und ist, den Blauen Montag zugunsten der eigenen Geldbörse und zum Nachteil der Lohnarbeit zu unterbinden.
Gerade dort gibt es noch einiges auf den Weg zu bringen. So ist es teilweise heute noch bei den Friseuren und in der Gastronomie sowieso üblich, das Geschäft montags geschlossen zu halten. Ein unhaltbarer Zustand! Andererseits ist zu bedenken, dass die Menschen in unserer Gesellschaft mehr Verantwortung für ihre Gesundheit übernehmen sollen. Und dabei leistet der Blaue Montag als regenerative und bezahlte Auszeit in der Tat einen gewissen Beitrag.
* Autor: Dr. Franz-Josef Hücker; -- Quelle: das Akazienblatt Nr. 09.2013, S. 11