Den Bock zum Gärtner machen
Wird jemandem im guten Glauben eine Aufgabe übertragen, für die ihm die notwendigen Qualifikationen fehlen, hat man sprichwörtlich den "Bock zum Gärtner" gemacht - und das kann sehr bittere Konsequenzen haben. Gemeint ist hier der Ziegenbock, der nicht nur die Gemüsebeete und die Zierpflanzen kahl fressen wird und zertrampelt, sondern auch einen nachhaltigen Schaden anrichtet, der später kaum behebbar sein wird. Denn der Ziegenbock frisst nicht die Grashalme ab, sondern rupft sie oftmals samt den Wurzeln aus, sodass ein Nachwachsen der Pflanze ausgeschlossen ist und ein beträchtlicher Schaden entstehen kann, der, wenn überhaupt, später nur mit einem ziemlich kostspieligen Aufwand behebbar ist.
Das geschieht oftmals, wenn Stellen von Personen besetzt werden, für die sie nicht die erforderlichen Qualifikationen mitbringen, aber eben auf Grund ihrer Herkunft, auf Grund einer bestimmten Interessenlage eine Stelle bekommen, für die sie fachlich unqualifiziert sind. Häufig beobachtbar im öffentlichen Dienst, wenn es um Aufstiegsposten geht, die zwar mit der Qualifikation nicht begründbar sind, aber mit dem Parteibuch. Die Beispiele sind Legion. Das zeigt das Peter-Prinzip: - Ein Lehrer wird zum Schulrat befördert und versagt, weil er ein miserabler Verwaltungsbeamter ist; ein Sachbearbeiter wird Abteilungsleiter und versagt, weil er von der notwendigen Personalführung nun wirklich rein gar keine Ahnung hat.
Die Redewendung "Den Bock zum Gärtner machen" finden wir bereits bei dem deutschen Dichter Hans Sachs (1494-1576), ihr Wesen ist seit Jahrhunderten bekannt und führt ein zähes Eigenleben: Ein Mitverursacher der Systemkrise wird für eine hoch dotierte Aufgabe berufen, um die Krise zu überwinden; Programmierer bieten Software gegen Viren, die sie in Umlauf gebracht haben; eine Führungsposition wird mit jemand besetzt, für die er als Qualifikation beste Verbindungen nach oben mitbringt; jemand mit pädophilen Neigungen wird als Erzieher angestellt, als Beauftragter einer Volkspartei für den Kinderschutz berufen. Der freie Fuchs im freien Hühnerstall. Die Lernfähigkeit der Menschen lässt einen oftmals verzweifeln.
* Autor: Dr. Franz-Josef Hücker; -- Quelle: das Akazienblatt Nr. 11.2009, S. 11.