Jemanden ins Bockshorn jagen
Menschen verunsichern, in die Enge treiben, auf eine falsche Fährte locken und sich dabei gehässig ins Fäustchen lachen. Über diesen Tropf, mit dem man es machen kann. Den man so schön vorgeführt hat. Und am besten lacht der ganze Saal gleich mit. Bis die Wangen dieses Gimpels vor lauter Scham erröten. Bis er nur allzu gerne im Boden versinken möchte, weil er in eine Sackgasse ohne Wendemöglichkeit geraten ist und nun weder aus noch ein weiß.
Allerdings ist da rein gar nichts, worauf man stolz sein könnte. O diese Untugend, die viele nutzen, um ihr wackeliges Selbstbewusstsein auf Kosten anderer aufzupolieren. Verstehen sie Spaß, ist etwas anderes. Den verstehen diese Fieslinge, die andere gern ins Bockshorn jagen, meist selbst am wenigsten. Doch Menschen wurden zu allen Zeiten ins Bockshorn gejagt. Das war selbst Martin Luther bekannt. Jedenfalls soll er die Redewendung ebenso unter das Volk gebracht und bekannt gemacht haben wie seine Thesen gegen den kirchlichen Ablasshandel.
Die Herkunft der Redewendung "Jemanden ins Bockshorn jagen" ist völlig ungeklärt. Das wussten bereits die Gebrüder Grimm, der Jacob und der Wilhelm. Darin sind sich auch heute noch die Experten einig wie selten. Das führt jedoch nicht erst seit vorgestern dazu, dass nun die Spekulationen über ihre Herkunft ins Kraut schießen, bis zur Lächerlichkeit. Da läuft die Ableitung schon mal geschwind vom spitzen Horn des Bocks bis zu seinem Pelz. Von dem Bockshornklee, der einen strengen Geruch verströmt, bis zum Bockshornbrennen für das heidnische Osterfeuer. Alles zusammen betrachtet eine unklare Brühe, nicht mehr.
* Autor: Dr. Franz-Josef Hücker; -- Quelle: das Akazienblatt Nr. 20.2008, S. 11.