Die Botschaft hör ich wohl
Der menschliche Organismus ist von der pränatalen Phase bis zu seinem Ableben einer Vielzahl von Attacken und Herausforderungen ausgesetzt, die er bewältigen muss, um den Menschen gesund und leistungsfähig zu erhalten. Auch wenn uns das nicht immer bewusst ist, bemerken wir es, wenn wir in der Nacht schweißgebadet erwachen und kerzengerade im Bett sitzen. Was manche Menschen zu bewältigen haben, zeigen bekannte Schlagzeilen aus dem Jahresrückblick 2012, die erahnen lassen, dass es vor allem Politiker ganz besonders trifft.
Möglicherweise denken Sie an die Bildungsministerin (Dr.?) Annette Schavan, die wie 2011 Verteidigungsminister (Dr.) Karl-Theodor zu Guttenberg demonstriert, wie man mit der in der Ökonomie gern verwendeten Mini Max Methode (minimaler Aufwand, maximaler Ertrag) promoviert. Aber beschränken wir uns auf echte Tragödien. Denken wir an Christian Wulff (CDU), der Anfang 2012 das Bellevue räumen musste und nun sein elendes Dasein in der niedersächsischen Provinz fristet. An den zum Jahresausklang 2012 in die Schlagzeilen geratenen Wolfgang Thierse (SPD), den die Mentalität der Schwaben ("Wir können alles. Außer hochdeutsch.") stört. Die nicht begreifen, dass es in Berlin "Schrippe", nicht "Wecken" heißt. Kann es für diese verunsicherten Menschen tröstliche Worte geben? Müssen sie nicht bereits die gute Absicht mit den Worten "Die Botschaft hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube" im Keim ersticken? Umzingelt von Schwaben und anderen Plagegeistern.
Die Redensart "Die Botschaft hör ich wohl" ist ein geflügeltes Zitat aus Goethes Faust (Teil 1, Nacht). Vollständig lautet die Verszeile: "Die Botschaft hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube." Dabei handelt es sich um die Worte, mit denen Faust den Verlust seines Glaubens bekundet, als bei seinem Versuch, Gift zu nehmen, Glockenklang und Chorgesang zu ihm hereindringen und der Chor der Engel die Auferstehung Christi verkündet. Der Volksmund verwendet die Redensart meist scherzhaft. Oder sollte man sagen: verzweifelt, fassungslos?
* Autor: Dr. Franz-Josef Hücker; -- Quelle: das Akazienblatt Nr. 02.2013, S. 11