Ein Danaergeschenk für jemanden sein
Die Redensart "Ein Danaergeschenk für jemanden sein" ist hierzulande erst seit Ende des 19. Jahrhunderts gebräuchlich. Gemeint ist damit im Kern: Ein Unheil bringendes Geschenk für jemanden sein, bei dem die Nachteile oder Risiken die Vorteile überwiegen. Und zwar für den Beschenkten, während es bei dem Schenkenden zumeist geradezu direkt umgekehrt ist. Oder noch anders gesagt: Ein durchaus erwünschtes, aber fragwürdiges, belastendes Geschenk.
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Verwurzelt ist die Redensart in der griechischen Mythologie. Homer verwendet dort Danaer, den Namen eines alten griechischen Stammes, als Synonym für Griechen. Der unmittelbare Bezug ist eine Episode aus dem Trojanischen Krieg. Dort zogen sich die Griechen nach der vergeblichen Belagerung Trojas auf ihre Schiffe zurück und entfernten sich allerdings nur scheinbar. Am Strand blieb ein großes hölzernes Pferd zurück. Dabei sollte es sich angeblich um eine Opfergabe der Göttin Athene handeln. Tatsächlich verbarg das Pferd griechische Krieger. Als die Trojaner das hölzerne Pferd in die Stadt ziehen wollten, wurden sie von dem Priester Laokoon mit den Worten gewarnt: "Timeo Danaos et dona ferentes." (Was immer es ist, ich fürchte die Griechen, auch mit Geschenken!) Er drängte, das Geschenk zu zerstören. Als er mit seinen Söhnen von Schlangen erwürgt wurde, war das für die Trojaner ein Zeichen, Laokoons Warnung zu missachten. Sie zogen das hölzerne Pferd in die Stadt und bewirkten so ihre eigene Vernichtung durch die darin verborgenen Krieger, die in der Nacht ihren Kampfgenossen die Stadttore öffneten und somit die Eroberung Trojas ermöglichten.
* Autor: Dr. Franz-Josef Hücker; -- Quelle: das Akazienblatt Nr. 09.2015, S. 11.