Jemandem Daumenschrauben ansetzen
Die Redensart "Jemandem Daumenschrauben ansetzen" wurzelt in der mittelalterlichen Folter. Nach Grimms Wörterbuch wurde ein eisernes Schraubzeug um das mittlere Gelenk des Daumens gelegt und zugeschraubt, bis der Folterknecht die gewünschte Information bekam. Dabei handelte es sich um die erste Stufe mittelalterlicher Folter. Heute ist damit in der Regel gemeint, auf jemanden Druck ausüben, einen Menschen zu etwas zwingen.
Den gewaltbereiten Fans, die eigentlich keine sind, sondern eher die Bühne Fußball für ihre Zwecke ausnutzende Idioten, muss man endlich Daumenschrauben anlegen. - Druck auf Russland: Der Westen zieht die Daumenschrauben an. - Wenn die Unternehmen nicht freiwillig genug Lehrlinge ausbilden, müssen wir die Daumenschrauben eben wieder anziehen. - Seit mehr als fünf Monaten sprechen Israelis und Palästinenser nun schon über Frieden. Die Gespräche ähneln aber eher einem Dauerstreit. Nun setzt US-Außenminister Kerry die Daumenschrauben an. - Wenn keine angemessene Reaktion kommt, will die Gewerkschaft die Daumenschrauben anziehen, bis es dem Konzern richtig weh tut. - Amazon lockert die Daumenschrauben bei den Händlern: Amazon wird künftig die Händler nicht mehr dazu verdonnern können, bei seinem Online-Shop zum günstigsten Preis anzubieten.
Auf der politischen Bühne werden "Daumenschrauben" nicht allzu selten verwendet, wenn ein Land ein anderes mit seinen kulturellen Errungenschaften beglücken und sich dadurch nur allzu durchsichtig und unbestreitbar vor allem wirtschaftliche Vorteile verschaffen möchte.
Früher wie heute sind die Daumenschrauben ein Folterwerkzeug, das besonders bei der Inquisition verwendet wurde. Wer schon einmal den Nagel mit dem Hammer verfehlt und dafür den Finger voll getroffen hat, weiß, wie schmerzhaft das ist. Der kann sich unschwer einen ähnlichen Schmerz vorstellen, der nahezu völlig beliebig steigerungsfähig ist. Bis ins Unerträgliche. Bis die Worte des gequälten Menschen nur so aus seinem Munde sprudeln. Dabei ging es nach der mittelalterlichen Vorstellung nicht um Erpressung, sondern um die Wahrheitsfindung. Erbarmungslos und menschenverachtend, ebenso wie die heutzutage genutzten Variationen der Inquisition, die teils noch grausamer praktiziert werden.
* Autor: Dr. Franz-Josef Hücker; -- Quelle: das Akazienblatt Nr. 12.2015, S. 11.