Durch die Blume, verblümt
In der Kommunikation gibt es verschiedene Wege, dem anderen etwas mitzuteilen. So wird man es unverblümt tun, wenn die Botschaft klar und unmissverständlich sein soll. Eine andere Möglichkeit ist, es durch die Blume oder verblümt zu sagen, wenn etwas nur angedeutet oder verhüllt mitgeteilt werden soll. Dabei muss der Empfänger dieser Nachricht den Inhalt selbst entschlüsseln. Das setzt teilweise voraus, dass er die Blumensprache versteht, die heute nur noch wenige beherrschen. Manches ist unverständlich, anderes selbsterklärend. Wenn jemand ein Vergissmeinnicht bekommt, wird er wissen, was gemeint ist. Komplizierter wird es bei den großen Gefühlen. Da sendet ein Mann seiner Angebeteten einen Strauß Rosen. Die Frau erwidert mit einer Strohblume. Damit ist klar: Abgelehnt, mit uns wird das nichts! Doch es geht auch ohne Blumenpracht und weniger romantisch mit Floskeln (aus dem Lateinischen von flosculus = Blümchen), die etwas blumig (verblümt) umschreiben. Weil auch in diesen Fällen dem anderen nicht direkt ins Gesicht gesagt werden soll, was exakt gemeint ist.
"Das Gespräch mit dem Chef ist schlecht gelaufen! Er hat mir durch die Blume gesagt, ich bin ihm zu langsam und mache zu viele Fehler." - "Ich soll mich hier wohl äußern, nachdem mir durch die Blume Idiotie vorgeworfen wurde." - "Wahrheiten sprechen die Sozis, brav wie sie sind, nur durch die Blume aus." - "Wenn der Mandant nicht zahlt, so die Kammer durch die Blume, muss der Anwalt nicht länger für ihn arbeiten." - "Ich soll ein Zeugnis formulieren, in dem durch die Blume gesagt wird, dass er ständig wegen angeblicher Krankheit gefehlt hat."
Die Redensart "Durch die Blume, verblümt" ist bereits seit dem 16. Jahrhundert belegt und die Spekulationen über ihre Herkunft können nicht einmal andeutungsweise wiedergegeben werden. Jedenfalls ist die Redensart keine deutsche Erfindung. Denn die Blumen hatten zu allen Zeiten eine tiefe symbolische Bedeutung, in anderen Ländern mehr als hierzulande.
* Autor: Dr. Franz-Josef Hücker; -- Quelle: das Akazienblatt Nr. 05.2014, S. 11.