Auf etwas erpicht sein
Ein erster Hinweis auf das noch befremdlich anmutende "erpicht" in dieser Redensart findet sich in der überarbeiteten Elberfelder Bibel (2003), 1.Mose (Genesis) 6(14): "Mache dir eine Arche von Gopherholz; mit Kammern sollst du die Arche machen und sie von innen und von außen mit Harz verpichen." Und das Harz der Bäume eignet sich eben nicht nur für den Bau einer Arche, sondern auch für den Vogelfang. Singvögel, die sich darauf niederlassen, sind "verpicht", können sich nicht mehr entfernen und gelten als leichte Beute. Wörtlich bedeutet die Redensart somit, wie mit dem aus Baumharz gewonnenen Pech an etwas festzukleben.
Dabei setzte sich das von Mose und im Grimmschen Wörterbuch verwendete "verpicht sein" nicht durch und wird über die Jahre zum "erpicht sein". Und wie dort und in den weiteren Quellen nachzulesen, kann der Mensch auf alles Mögliche erpicht sein. Mal ist es ein Ding, eine Sache, dann eine Person und ähnliches oder es zeigt sich in gewissen Gewohnheiten, an der dieser Mensch zu kleben scheint. Die untrennbar mit ihm verbunden zu sein scheinen.
Bei näherer Betrachtung zeigt sich, dass die Redensart "Auf etwas erpicht sein" offenbar unvermeidlich in zwei Richtungen weist: Die eine ist der Wunsch, sozusagen etwas mit der Leimrute zu fangen, sodass es nicht mehr entweichen kann; die andere ist das unstillbare Verlangen danach, das denjenigen, der auf etwas erpicht ist, nicht mehr entkommen lässt.
Zu "erpicht" erwähnt der Duden beispielhaft: "Sie war sehr erpicht darauf, den Schauspieler kennenzulernen." Dazu an anderer Stelle: "Er ist aufs Geld, auf eine Belohnung erpicht." Das Grimmsche Wörterbuch zeigt mehrfach auf Spielsucht, um die dunkle Seite des "verpicht sein" zu erhellen: "Welchen die gewonheit oder vielmehr der spielteuffel eingenommen, der wird nach und nach (er gewinne oder verspiele) so verpicht darauf, dasz ers weniger lassen kan als den natürlichen schlaff." (V)Erpicht sind wir also auf etwas, von dem wir nicht lassen können, das nicht von uns lässt. Auf das wir versessen sind und von dem wir besessen sind.
* Autor: Dr. Franz-Josef Hücker; -- Quelle: das Akazienblatt Nr. 11.2016, S. 11.