Die Flinte ins Korn werfen
Ganz ähnlich klingend wurde das Gewehr früher als Flinte (deutsch), Fucile (italienisch), Fusil (französisch), Flint (dänisch), Flinta (polnisch, böhmisch), Plinte (lettisch) benannt, abgeleitet vom englischen Flint (Feuerstein). Obwohl die Engländer das Feuerschloss (Firelock) als Bezeichnung bevorzugten, mit dem der Schuss ausgelöst wurde.
Bis in den 30-jährigen Krieg (1618-1648) wurden Schiessgewehre durch Lunten gezündet und erst allmählich in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts durch die Flinten ersetzt. Der Feuerstein wurde nicht für das Gewehr erfunden, sondern von den bereits mit dem Feuerstein ausgestatteten Handfeuerwaffen (Pistolen) auf die Schultergewehre übertragen.
Dabei waren bei den Soldaten die Bezeichnungen Rohr, Feuerrohr oder Gewehr allerdings gebräuchlicher. Bis in unsere Zeit hinein. Zu keiner Zeit war oder ist auf dem Kasernenhof zu hören "Flinte über", sondern wohl eher "Gewehr über!" (heute: "Das Gewehr … über!") oder "Gewehr bei Fuß!" (heute: "Das Gewehr … ab!"). Anders bei den Jägern. Diese kennen die Jagdflinte, die Vogelflinte, die Doppelflinte. Dort ist die Bezeichnung Flinte also durchaus geläufig, andererseits aber tatsächlich, jedenfalls heutzutage, komplett unsoldatisch.
Die Redensart "Die Flinte ins Korn werfen" meint "aufgeben, entmutigt sein, nicht mehr an den Erfolg glauben oder kapitulieren" und stammt aus den Kriegen des 17. Jahrhunderts. Die Soldaten waren in dieser Zeit zumeist Söldner mit einer geringen Kampfmoral. Nicht wenige waren von Werbern mit Aussicht auf fette Beute geblendet. Andere von der Not oder jenen, die Soldaten brauchten, zum Kriegsdienst gezwungen worden. Statt sich im Kampfgetümmel erschlagen oder erschießen zu lassen, warfen nicht wenige die Flinte in das seinerzeit überall sprießende Korn, wo sie nicht so leicht entdeckt wurde, und entledigten sich dabei zugleich der Uniform, um nicht als Deserteure entdeckt und entsprechend hart bestraft zu werden.
In unserer Zeit wird diese Redensart bevorzugt verwendet, um Menschen davon abzuhalten, etwas allzu überstürzt aufzugeben. So ist in einem Finanzmagazin zu lesen: "Trotzdem sollten die deutschen Anleger nicht gleich wieder die Flinte ins Korn werfen." Und an anderer Stelle: "Er hat im Verein wechselhafte Jahre erlebt und doch nie die Flinte ins Korn geworfen."
* Autor: Dr. Franz-Josef Hücker; -- Quelle: das Akazienblatt Nr. 09.2017, S. 11.