Jemandem einen Floh ins Ohr setzen
Der Floh besucht den Menschen nicht mehr so häufig wie in der guten alten Zeit, als er noch dafür zuständig war, die Pest zu übertragen, im Flohzirkus zur Volksbelustigung beizutragen. Es ist ein Insekt, ein Parasit, das 4,5 Millimeter lang und anderthalb Jahre alt werden kann und weit verbreitet ist. Ein Stich oder Biss, Blut saugen, schon kommt der genügsame Geselle bis zu zwei Monate ohne weitere Nahrung aus. Weit über neunzig Prozent der Floharten hat sich auf Säugetiere spezialisiert, der Rest auf unsere gefiederten Freunde. Für den Menschen gibt es den Menschenfloh, jedoch sind die anderen keine Kostverächter, sodass man vor allen auf der Hut sein sollte, auch und gerade vor denen, die sich bei unseren Haustieren einnisten.
Fortbewegen tut sich der flügellose Parasit mit den Hinterbeinen, die ihm weite und hohe Sprünge bis zu einem Meter ermöglichen mit einer Geschwindigkeit, die zu den schnellsten im Tierreich zählt. Damit springt dieses putzige Insekt mal hierhin, mal dorthin, bis es einen Platz erreicht, der für ein Picknick geeignet ist. So ist es verständlich, dass dieser unruhige Geselle für manche Redensart Pate gestanden hat. Dazu zählen: "lieber einen Sack Flöhe hüten" - als deine Kinder; "die Flöhe husten (niesen) hören" - aus kleinen Anzeichen, die Entwicklung der Dinge erkennen und andere damit nervös machen, beunruhigen; "einen Floh im Ohr haben" - nicht recht bei Verstand sein (der unruhig im Ohr hüpfende Floh ermöglicht keinen klaren Gedanken), - aber lieber einen Floh im Ohr als eine Wanze im Telefon.
Dazu zählt weiterhin die wohl bekannteste (und natürlich immer wieder gern praktizierte) Redensart "Jemandem einen Floh ins Ohr setzen". - Das ist gelungen, wenn man jemandem einen Gedanken mitteilt oder bei diesem einen (möglichst unerfüllbaren) Wunsch weckt, der sich bei ihm einnistet wie ein Floh und zu einer fixen Idee werden sollte. Der ihn wie ein Floh peinigt, beunruhigt und fortan nicht mehr loslässt. Dazu gehören auch die "Ohrwürmer" aus dem letzten Film oder woher auch immer. Und wenn das wirklich gelungen ist, wenn man alles richtig gemacht hat, hört man: "Sie haben mir da einen schönen Floh ins Ohr gesetzt!"
* Autor: Dr. Franz-Josef Hücker; -- Quelle: das Akazienblatt Nr. 12.2009, S. 11.