Zum Spott oder Gespött der Leute werden
Nicht wenige Redensarten begegnen uns gut oder mangelhaft sprachlich maskiert. Dazu zählen: sich oder jemanden - zum Gespött der Leute machen, - zum Horst machen, - zum Affen machen, - zum Kasper machen - und manch andere wirklich eher unangenehme Dinge mehr. Der gemeinsame Nenner dieser Dramaturgie sind zwei Protagonisten, nämlich der sich zum Gespött machende und der Spottende. Teils gerahmt von "Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen." Darin zeigt sich, wer zumeist die Vorlage liefert, ohne die der Spott eine gewisse Kreativität voraussetzen würde, an denen es den modernen Spöttern, wie gemeinhin bekannt, oftmals mangelt. Die Dynamik dieser Redensart wird relativ gut sichtbar, wenn jemand den Mund allzu voll nimmt und behauptet, die Lösung einer Aufgabe sei für ihn überhaupt kein Problem, das mache er doch mit links. Aber Pustekuchen! Und dann gibt es in der Regel wohl eher keine strahlenden Augen, keine Beifall klatschenden Hände, die sich ihm entgegenstrecken. Kein Mitgefühl, sondern selbst verursachten triefenden Hohn und Spott, die zu unterscheiden sind. Während der Hohn verletzen will, kann Spott verletzen, muss es aber nicht. Spott kann auch als Spaß daherkommen, der manchmal zum Spottpreis zu haben ist.
Die Herkunft der Redensart wird von den einschlägigen Experten oftmals mit den Psalmen beantwortet. Mit Psalm 22 (Leiden und Herrlichkeit des Gerechten): "Ich aber bin ein Wurm und kein Mensch, ein Spott der Leute und verachtet vom Volke." (22,7) Und in Psalm 1 (Der Weg des Frommen - der Weg des Gottlosen) wird betont: "Wohl dem, der nicht wandelt im Rat der Gottlosen noch tritt auf den Weg der Sünder noch sitzt, wo die Spötter sitzen, sondern hat Lust am Gesetz des HERRN und sinnt über seinem Gesetz Tag und Nacht!" (1,1)
Die Herkunft könnte auch mit den Spaßmachern der Antike und in Deutschland mit dem Hofnarren beantwortet werden, den sich viele Edelleute hielten. Dabei handelte es sich um Personen, die ungestraft die Torheiten anderer nachahmen und verspotten konnten. Typisch war dabei die Umkehrung des Gewohnten. Das wörtliche Befolgen des Geredes, wie dies etwa Till Eulenspiegel bravourös demonstriert. Dabei geht es vom Ergebnis her wohl nicht nur um das Lachen und Vergnügen, um das lächerlich machen, sondern auch um die scherzhafte Vermittlung von teils verblüffenden Erkenntnissen und Weisheiten.
Andererseits besteht Einigkeit darin, dass der Spottvogel, also jemand, der sich nur allzu gerne über andere lustig macht, nur bedingt etwas mit der Bibel zu tun haben soll. Das bereits im 15. Jahrhundert bezeugte Wort scheint vielmehr in der Beobachtung verwurzelt zu sein, dass es Vögel gibt, wie Häher, Grasmücke oder die nordamerikanische Spottdrossel, die fähig sind, den Gesang eines anderen Vogels nachzuahmen, und diese zu verspotten scheinen. Also tatsächlich ganz ähnlich wie die Spaßmacher der Antike oder die Hofnarren der Edelleute
* Autor: Dr. Franz-Josef Hücker; -- Quelle: das Akazienblatt Nr. 12.2018, S. 11.