Im Dunkeln ist gut Munkeln
Das Verb "munkeln" steht zumeist für "flüstern", "raunen" oder "tuscheln". Im Geheimen reden, im Geheimen etwas erzählen. Flüsternd Gerüchte verbreiten, im Geheimen erzählen oder verbreiten. Wenn flüsternd über andere, niemand wird ausgenommen, meist abwertend berichtet wird. Wenn tausend unschöne Dinge ins Ohr geflüstert werden. Obwohl, man weiß es nicht genau, also sag es bitte nicht weiter. Das bleibt unter uns. Das mit den Liebschaften beispielsweise. Wie gut, wenn das alles im Dunkeln geschieht, das Gift unerkannt verspritzt. Das soll doch niemand wissen. Besonders nicht, dass du es von mir hast: Versprich es!
Tatsächlich bespricht man Geheimnisse besser im Schutz der Dunkelheit. Weil man im Dunkeln bekanntlich nicht ganz so gut erkannt wird. Und was könnte ich noch alles sagen. Vielleicht besser nichts. Denn es ist hier zurzeit ziemlich hell und jeder wird später mit dem langen Finger auf mich zeigen und die Nase rümpfen, wenn es dann andernorts ans Tageslicht kommt. Und was werden die Menschen dann über mich denken? Dass ich solche Dinge über andere verbreite. Ohne es wirklich zu wissen, ohne leuchtendes Vorbild zu sein. Ohne über meine eigenen Liebschaften während meiner (unserer) lebenslangen Ehe zu berichten?
Auskünfte über die Herkunft der Redensart sind ungewiss. So ist aus sonst durchaus berufenem Munde zu hören, die Redensart "Im Dunkeln ist gut Munkeln" gehe auf den barocken Staatsmann, Satiriker und Pädagogen Johann Michael Moscherosch (1601-1669) zurück, der bereits anno 1665 in seinen bekannten "Straffschrifften", in "Wunderliche und wahrhafftige Gesichtes Philanders von Sittewald; In welchen aller Weltwesen, aller Mänschen Händel, mit ihren natürlichen Farben der Eitelkeit, Gewalts, Heucheley, Thorheit bekleidet, offentlich auff die Schau geführet, als in einem Spiegel dargestellet und gesehen werden", im Ersten Theil (dritten Gesicht, die "Venus-Narren") "Im duncklen ist gut muncklen" verwendet habe und seither als Urheber dieser noch gebräuchlichen Redensart gelte. Eine andere Quelle schreibt die Redensart "Im Dunkeln ist gut munkeln" dem römischen Epiker Ovid (eigentlich Publius Ovidius Naso, 43 v. Chr. - 17 n. Chr.) zu, dem manches auf die Fahnen geheftet wird. Weil heutzutage kaum zu widerlegen. Ungeachtet dessen scheint jedoch Einigkeit darüber zu bestehen, dass das Wesen dieser Redensart darin bestehe: Etwas heimlich und versteckt tun, wiederholt munkeln, leise und heimlich reden, undeutlich murmeln; etwas als Gerücht heimlich verbreiten. Ja, es ist wahr und in der Tat so: "Man munkelt so allerlei."
* Autor: Dr. Franz-Josef Hücker; -- Quelle: das Akazienblatt Nr. 04.2016, S. 11.