Die Hasen rauchen
Auch wenn die meisten Menschen nicht so genau sagen können, was Nebel ist und wie er genau entsteht, wird er wohl kaum einem Menschen fremd sein. Von Kindesbeinen an. Nicht nur hierzulande von List (N) bis Obersdorf (S) und von Selfkant (W) bis Görlitz (O), sondern auch jenseits der deutschen und europäischen Grenzen als weltweites Naturphänomen.
Und nicht nur dort begegnet uns der Nebel, auch in der Kommunikation. In bekannten Redensarten: "Der stochert mit der Stange im Nebel herum." Dann geht es meist nicht um einen kreativen Kopf, der mit dieser Strategie eine zündende Idee sucht. Es geht um jemand, der sich konzeptlos und ohne den dafür notwendigen Sachverstand um etwas bemüht, was er mit einer hohen Wahrscheinlichkeit auf diesem Wege zumeist wohl kaum finden wird.
Anders bei wirtschaftlichen oder gar kriegerischen Auseinandersetzungen. Vor allem bei den kriegerischen Auseinandersetzungen wurden bereits seit dem frühen Mittelalter systematisch Techniken der Vernebelung verwendet. Freilich nicht so plump wie heute oft zu beobachten. Wenn ein Angeklagter seine Schuld hinter Geschwafel zu verbergen sucht und sich selbst das schlichte und schläfrige Gemüt des Eindrucks nicht erwehren kann, dass hier "Nebelkerzen geworfen" werden. Das hier wortreich vernebelt werden soll, um was es tatsächlich geht.
Noch anders bei Filmen und anderem, wenn es der Regie darum geht, dem Menschen einen gehörigen Schauer über den Rücken zu jagen. Dann wird oftmals der Nebel benutzt, der nicht nur ängstliche Gemüter manch schaurige und gruselige Dinge vermuten und befürchten lässt, die sich in der undurchsichtigen Nebelsuppe verbergen. Wer könnte sich dem entziehen?
Wie tröstlich wird es in so einer aufgeladenen und angespannten Situation sein, wenn mit dem Blick in den Nebel tröstliche Worte den Kindern zu Ohren kommen. Die auf eine angenehme und kindgerechte Art und Weise dieses Naturschauspiel mit den schlichten Worten erklären, dass "Die Hasen rauchen". Und schon kommt ein Windstoß, ein Sonnenstrahl, der Nebel lichtet sich. Der Blick von Groß und Klein schweift wieder weit über Stadt und Land.
* Autor: Dr. Franz-Josef Hücker; -- Quelle: das Akazienblatt Nr. 11.2015, S. 11.