Jemandem ins Gehege kommen
Ein Gehege kann ein eingezäuntes Gebiet sein, in dem das Wild weidmännisch betreut und gejagt wird. Denkbar ist auch ein Bereich im Tierpark, das Gehege der Affen, der Löwen. Die Redensart "Jemandem ins Gehege kommen" nimmt darauf Bezug und meint, in ein fremdes Gebiet eindringen, vorstoßen. Nach dem Grimmschen Wörterbuch meint die Redensart selbst "einem ins Gehege kommen oder gehen, in sein Gebiet, wo er zu gebieten hat, einbrechen oder geraten und ihn da in seinem Rechte kränken." Gemeint ist also, sich in fremde Angelegenheiten einmischen. Es geht somit wohl insbesondere um Beziehungen.
Einen Hinweis auf die Redensart enthält schon die Bibel, in 2.Mose, Kapitel 19: (12) Und mache dem Volk ein Gehege umher und sprich zu ihnen: Hütet euch, dass ihr nicht auf den Berg steiget noch sein Ende anrührt; denn wer den Berg anrührt, soll des Todes sterben. (23) Mose aber sprach zum Herrn: Das Volk kann nicht auf den Berg Sinai steigen; denn du hast uns bezeugt und gesagt: Mache ein Gehege um den Berg und heilige ihn.
Damals wie heute zeigt die Redensart auf Beziehungsprobleme, wie Beispiele aus jüngerer Zeit (Quelle, Die Zeit 2008) belegen: "Die DFB-Bosse sollten also nicht so tun, als hätte das Kartellamt mit den Razzien Majestätsbeleidigung begangen. Aus Sicht des Kartellamts liegt der Verdacht wettbewerbsbeschränkender Absprachen nahe, wenn der Jurist an der DFB-Spitze eine Plauderrunde für Marketingexperten beider Häuser einrichtet und naiv erklärt, man wolle sich bei der sponsorenakquise nicht ins Gehege kommen. Soll man aber, kartellrechtlich gesehen." - "Auch Jürgen Trittin, der heimliche Vorsitzende der Grünen und zweite Spitzenkandidat für die Bundestagswahl, soll sich für seine Kandidatur ausgesprochen haben. Denn Ratzmann würde sich vermutlich, ähnlich wie Bütikofer, problemlos in die inoffizielle Machthierarchie der Grünen einfügen und weder Künast noch Trittin ins Gehege kommen. Aber schon die innerparteiliche Frage, ob der Ex-Linke Ratzmann überhaupt ein Realo sei, zeigt, dass es bei grünen Personalentscheidungen längst nicht immer auf eine zumindest halbwegs effiziente Führung ankommt."
Die Redensart verweist somit darauf, dass jemand mit einem anderen in Konflikt gerät oder geraten könnte. In dessen Einflussbereich eindringt oder ihm in die Quere kommt. Und das alles könnte in der Jägersprache verwurzelt sein. Auf einen Nebenbuhler zeigen, der in ein Gehege eindringt und das weibliche Rudel bedrängt. Was sich der Platzhirsch nicht gefallen lässt. Nichts anderes ist bei Menschen zu beobachten, wenn ihnen jemand ins Gehege kommt.
* Autor: Dr. Franz-Josef Hücker; -- Quelle: das Akazienblatt Nr. 03.2018, S. 11.