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 Redewendungen
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Jemandem spanisch vorkommen

"Das Spanische ist eine der wenigen Sprachen, in denen man einen Spaziergang 'gibt' (dar un paseo) und nicht 'macht'. Schlägt man ein beliebiges Wörterbuch auf, findet man eine klare Definition des Ausdrucks: 'die Aktion des Spazierengehens oder Herumgehens'. Aber was fängt man mit diesem Substantiv nun an? Und wer klärt uns darüber auf, dass man im Spanischen Spaziergänge 'gibt'?" - Mit solchen Fragestellungen eröffnete Ignacio Bosque, Mitglied der Real Academia Española de la Lengua (Königlich Spanische Akademie für Sprache) am 18. September den 10. Internationalen Kongress des Europäischen Verbandes der Hochschulsprachenzentren in Sevilla (CERCLES). (Quelle: CAFEBABEL, published on September 25, 2008) Tatsächlich geht es bei der Redensart "Jemandem spanisch vorkommen" nicht nur um sprachliche spanische Besonderheiten. Vielmehr zielt diese Wendung oftmals pauschal auf alles, was jemandem verdächtig oder merkwürdig oder seltsam erscheint.

Vertraut man auf die Expertise der einschlägigen Experten, könnte die Redewendung aus dem 16. Jahrhundert stammen. Seit der spanische König Karl (seit 1516) als Karl der V. zum römisch-deutschen König wurde (1519), nahm hierzulande der spanische Einfluss zu. Und alles Spanische löste Befremden aus. Der spanische Einfluss zeigte sich in den Jahrzehnten nach der Krönung in angebotenen spanischen Produkten wie Pfeffer, Tabak, Wein, Flieder und Rohr, in angebotenen spanischen Gebrauchsgegenständen wie (spanische) Wand, Klinge und Perücke, in der spanischen Kriegsführung wie Reiter, Pech und Trunk, in Spanisch als Verkehrssprache, im spanischen Hofzeremoniell. Nicht zu vergessen die spanische Inquisition mit Stiefel und Bock. Und machte jemand ein stolzes, hochmütiges oder abweisendes Gesicht, so machte er "ein spanisches Gesicht". Das alles beklagt wohl auch ein literarischer Beitrag im Simplicissimus anno 1669: "Bei diesem Herrn (Obrist Corpes) kam mir alles widerwärtig und fast spanisch vor, (…)" (Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen: Der abenteuerliche Simplicissimus. Köln: Anaconda Verlag, 2017, S. 169) Und selbst Karl der V. soll einmal zu der in dieser Zeit zu vermutenden Sprachverwirrung angemerkt haben, er rede mit seinem Beichtvater Lateinisch, mit seinem Hofstaat Spanisch und mit seinem Pferd Deutsch.

Das führte dazu, dass redensartlich die bis dahin wohl eher geläufigen "böhmischen Dörfer" im Zeitablauf durch die "spanischen Dörfer" verdrängt wurden. Deutlich werden soll das bei der bekannten Ähnlichkeit der französischen und der südhessischen Feststellung in Bezug auf das Stichwort "spanisch". So ähnelt etwa dem französischen "vous parlez francais comme une vache espagnole" ("Ihr sprecht Französisch wie eine spanische Kuh.") das südhessische "Der kann oder versteht Franzesisch wie die Kuh Spanisch." In anderen Ländern sind Redensarten, wie die hier von verschiedenen Seiten in den Blick genommene, ebenfalls bekannt. So kommt den Spaniern manches "chinesisch" vor ("Esto me suena a chino."), den Italienern "deutsch" ("Mi sembra tedesco.") und den Engländern wohl eher "griechisch" ("That's greek to me.").

* Autor: Dr. Franz-Josef Hücker; -- Quelle: das Akazienblatt Nr. 09.2019, 13. Jg., S. 11.


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