Kalte Füße bekommen
Kalte Füße sind lästig, besonders die eigenen, wusste schon Wilhelm Busch. Dem ist freilich die Urheberschaft dieser Redensart keineswegs zuzuschreiben. Geht es um die Herkunft der Redensart, verweisen die einschlägigen Experten in seltener Einigkeit auf das Glücksspiel.
Früher waren Glücksspiele verboten und die Männer zogen sich zum "Kartenspielen um Geld" in die Keller zurück, um ihr Geld mit einem guten Blatt auf der Hand zu mehren. In diesen ungeheizten Gewölben war es meist nicht nur unangenehm kühl, sondern oft eiskalt. Besonders jenen Zeitgenossen, die das falsche Blatt in der Hand hielten. Und diese Kälte lieferte dann die Ausrede, um auszusteigen und zu retten, was noch zu retten war. Daraus entwickelte sich die Redensart "Kalte Füße bekommen", die früher wie heute benutzt wird, wenn sich jemand aus einer für ihn ziemlich unangenehmen Situation befreien möchte.
Wenn sich also jemand etwas vorgenommen hat und es dann doch nicht umsetzt oder nicht umsetzen kann, weil ihm unwohl bei der Sache oder seinem Vorhaben ist, spricht man davon, dass er kalte Füße bekommen habe. Und das geht allerdings nicht nur den Spielern so, wie die Zeit am 29. September 1967 berichtete: "Heizöl: Kalte Füße bekommen - Im August bekam die deutsche Mineralölindustrie kalte Füße: Der Absatz von leichtem Heizöl erreichte nur knapp 800 000 Tonnen, während im gleichen Monat des vergangenen Jahres immerhin 1,8 Millionen Tonnen verkauft worden waren. Die Tanks der Ölfirmen liefen über."
Dass der Redensart auch andernorts Leben eingehaucht werden kann, zeigt schlussendlich ein besonders tragischer Fall, von dem im Forum Trennung von "ElitePartner" die Rede ist: "Wie bekomme ich ihn zurück? Hat er kalte Füße bekommen?" - Wie Sie sich denken können, war ursächlich dafür ein "Unfall mit dem Kondom und ich bekam meine Periode nicht." Danach meldete er sich kaum, wie sich erfahrene Lebenskünstler gewiss längst gedacht haben werden. Er sei noch nicht so weit, wolle sich noch nicht binden, nicht den gleichen Fehler wie seine Freunde machen. Es läge nicht an mir, ich sei perfekt und hätte alles, was ein Mann von einer Frau erwarte. Ich solle ihm ein halbes Jahr Zeit lassen, bis er sich ausgetobt habe. - Na denn!
* Autor: Dr. Franz-Josef Hücker; -- Quelle: das Akazienblatt Nr. 06.2018, S. 11.