Jemandem auf den Leim gehen
Die bildhafte Redewendung "jemandem auf den Leim gehen" ist seit dem 16. Jahrhundert bekannt und leitet sich vom Vogelfang mit der "Leimrute" ab. Dabei wird eine klebrige Flüssigkeit (Leim oder Pech) auf einen Ast geschmiert und daneben ein Lockvogel platziert. Setzen sich Amseln, Drosseln oder Finken auf den Ast, kleben sie fest und können nicht mehr wegfliegen. - Diese Art des Vogelfangs ist mittlerweile in Europa verboten. Ein Verbot, das allerdings in vielen Ländern von den Vogelfängern ignoriert wird, beispielsweise von unseren italienischen Nachbarn. Die Tierschützer empören sich darüber, die Presse nicht minder. Kein Verbot findet sich jedoch europaweit für diese Art des Fliegenfangs mit Fliegenpapier oder Honigstreifen, einem alten Hausmittel, um sich in Wohnräumen lästiger Stubenfliegen zu entledigen, die ebenso auf dem Streifen kleben bleiben und dort qualvoll verenden.
Gleichwohl erfreut sich diese bildhafte Redewendung großer Beliebtheit und scheint für Menschen, die andere nur allzu gern verleiten, ihnen auf den Leim zu gehen, geradezu ein Lebenselixier zu sein. - So erzählen manche Menschen Geschichten, die frei erfunden sind. Glaubt man ihnen, ist man diesen Menschen auf den Leim gegangen. Das kann unangenehm sein, manchmal sogar richtig peinlich. Es sei denn, man kann noch über sich selbst lachen. Aber wer kann das heutzutage noch, wo es doch auch sonst nichts zu lachen gibt. - Als ein weiteres Beispiel sei der Autoverkäufer erwähnt, der dem Interessenten die alte Rostlaube so schmackhaft macht, dass dieser zu spät feststellt, was ihm da aufgeschwatzt wurde. Dass er dem Autoverkäufer so richtig auf den Leim gegangen ist. Das ist dann nicht nur peinlich, sondern auch ärgerlich und kann im Anschluss daran so richtig fett ins Geld gehen.
Ein ganz besonders krasser Fall von "jemandem auf den Leim gehen" wurde vor einiger Zeit im Internet berichtet. - Ich war verzweifelt, war dort zu lesen, es war so viel geschehen. - Da hörte ich eine Stimme aus dem Chaos, die zu mir sprach: "Sei froh und lächele, es könnte schlimmer kommen." - Und ich war froh und lächelte, und es kam schlimmer.
* Autor: Dr. Franz-Josef Hücker; -- Quelle: das Akazienblatt Nr. 32.2008, S. 11.