Mit etwas ist es Essig
Die heutzutage eher selten zu vernehmende Redensart "Mit etwas ist es Essig" steht zumeist für etwas, das nicht mehr zustande kommt, mit dem es endgültig vorbei ist. Das unrettbar verloren ist. Das demnächst aufgegeben werden muss oder bereits aufgegeben wurde. Nach dem bei Niemeyer in Tübingen erschienenen "Wörterbuch zum jiddischen Lehnwortschatz in den deutschen Dialekten" von Heidi Stern (2000) geht der Essig auf "esek" zurück und "Essig sein" ist nach dieser Quelle im Berlinischen, Rheinfränkischen und Frankfurtischen belegt.
Der TÜV (Technischer Überwachungsverein) hat unserem Auto die Plakette verweigert. Nun ist es mit unserem Italienurlaub endgültig Essig. - Wie ich gerade höre, ist in der Kantine ein Wasserrohr gebrochen, und das vor dem Wochenende. Mit unserem Betriebsfest ist es damit, wie bereits so oft in den vergangenen Jahren, nun auch wieder Essig. - Die Auszubildenden werden sich freuen, die Lehrer sich die Haare raufen. Die Druckergewerkschaft hat bereits wieder zum unbefristeten Streik aufgerufen und morgen sollten unsere Abschlussprüfungen beginnen, womit es wie beim letzten Mal ja nun schon wieder Essig ist. - Wenn du noch einen Englischkurs belegst, wird es mit deiner Freizeit komplett Essig sein. - Der hat schon wieder das Juraexamen völlig in den Sand gesetzt. Und jetzt ist es mit seinem Traumberuf Rechtsanwalt wirklich Essig. Nun muss er sich nach einem anderen Beruf umschauen.
Bei der Redensart "Mit etwas ist es Essig" handelt es sich also um eine Umschreibung. Wenn etwas zunichte wird, wenn etwas missglückt ist oder nicht mehr gelingen kann. Wenn Dinge nicht so laufen wie sie sollten und nun wirklich alles tatsächlich unrettbar verloren ist.
Die Frage nach der Herkunft der Redensart mündet in das Ergebnis, dass sich hier die einschlägigen Experten offensichtlich einig sind und eine Herkunft vermuten, die auch in der Tat durchaus plausibel erscheint und ist. Danach stammt diese Redensart aus dem Weinbau. Geht bei der Weinherstellung etwas schief, kippt der Wein um und wird zu Essig, sodass er für seinen eigentlichen Bestimmungszweck, den Genuss des Weines, endgültig und unrettbar verloren ist. Wie viele Begriffe aus dem Weinbau stammt auch Essig aus dem Lateinischen und ist abgeleitet von "acidus" (sauer). Und nichts anderes versprechen und bewirken in diesem ganz besonderen Falle die sogenannten Essigsäurebakterien (Acetobacter).
* Autor: Dr. Franz-Josef Hücker; -- Quelle: das Akazienblatt Nr. 12.2016, S. 11.