Seine Mucken haben
Mucken wurzelt im Niederdeutschen und bedeutet umgangssprachlich meist "Widerspruch" oder "Widerspruch anmelden". Es ist gewissermaßen die andere Seite von Mucksen, das in der Regel verneinend in der Redensart "sich nicht mucksen" verwendet wird und "sich nicht rühren", "keine Bewegung machen", "keinen Laut von sich geben" meint. Während Mucken ein aktives, offensives, konfrontatives Verhalten beschreibt, meint Mucksen den Gegensatz von "seine Mucken haben", nämlich ein passives, defensives, geradezu die Konfrontation vermeidendes Verhalten. Und sowohl das Mucken als auch das Mucksen lässt durchaus, mit der gebotenen Vorsicht, einen Schluss auf das Wesen des Menschen zu, um den es geht.
Das somit konturiert beschriebene Verhalten kann und wird Probleme im Umgang, in der Zusammenarbeit von Menschen aufwerfen, sodass sich oftmals der Wunsch einstellt, selbst wenn jemand nur muckt (leise aufbegehrt), er möge etwas hinnehmen, ohne zu mucken. Denn der Mensch ist nicht allein auf der Welt. Und "seine Mucken haben" beinhaltet auch immer, dass das jemand stören wird oder andere beeinträchtigen, selbst wenn der Mensch ansonsten auch noch so umgänglich ist. Dann heißt es schon mal schnell: "Er ist sehr freundlich, aber er hat auch seine Mucken." Damit ist zumeist gemeint, dass jemand nicht richtig funktioniert, sich nicht einfügt, nicht berechenbar ist oder launisch und sein Verhalten ändern sollte.
"Seine Mucken haben" wird universell verwendet. So kennen wir Mucken aus der Musik für spontanes Zusammenspiel und "aufmucken". Ebenso für Dinge und Projekte: "Das Auto hat seine Mucken" - "Der Auftrag lässt sich nicht so einfach erledigen. Der hat seine Mucken." Und natürlich möchte man dem Ding oder dem Menschen seine Mucken austreiben, lebt es sich doch besser mit dem Gegensatz: "Der Motor läuft wieder, ohne zu mucken." - "Die Wasserkühlung ist dicht und verrichtet ihre Arbeit, ohne zu mucken." - Allerdings ist es oft ein aussichtsloses Unterfangen, einem Ding oder Menschen seine Mucken auszutreiben: "Sie tut ohne Geschrei das, was sie will. Nimmt man ihr etwas weg, akzeptiert sie das, ohne zu mucken. Doch im nächsten Augenblick hat sie das Gewünschte wieder in ihrer Hand."
* Autor: Dr. Franz-Josef Hücker; -- Quelle: das Akazienblatt Nr. 06.2010, S. 11.