Von Pontius zu Pilatus
Sie hat eine wirkliche Odyssee hinter sich und vor sich. Meine Freundin Rosamunde. Und dabei ging es doch nur um ein klitzekleines Problem mit der Bandscheibe. Damit ging sie zur Rückenschule, dann zur Osteopathie, zur Injektionstherapie und zur Akupunktur - nichts hat geholfen. Die Beschwerden blieben, vor allem die Schmerzen. Als wenn die Bandscheibe nicht reichen würde, gibt es dazu nun auch noch die Diagnose Chronische Schmerzen.
Wie wir im Lukasevangelium lesen, ist schon einmal jemand von Pontius zu Pilatus gelaufen, um Schmerzen zu vermeiden. Das war vor 2000 Jahren und nicht minder erfolglos. Das war Jesus, der es redlich versuchte und gleichwohl auf Geheiß des Pontius Pilatus ans Kreuz genagelt wurde. Wegen Gotteslästerung. Nur weil er behauptet hat, der da oben sei sein Vater. Damit würde man doch heute schlimmstenfalls beim Psychiater oder gleich in der Psychiatrie landen. Aber auch für Pontius Pilatus ist das keineswegs gut ausgegangen. Zwar hat er nach der Kreuzigung seine Hände in Unschuld gewaschen, sich jedoch später dennoch umgebracht. Und noch heute soll er ruhelos auf dem bei Luzern gelegenen Pilatusberg umherirren, hörte ich kürzlich aus dem Munde eines meiner ganz besonders bibelfesten Schweizer Freunde.
Wer also von Pontius zu Pilatus läuft, kann nicht erfolgreich sein, weil das ein und derselbe ist. Und was macht Rosamunde? Nun sucht sie einen Schmerztherapeuten und ist wieder auf dem Weg von Pontius zu Pilatus. Ach, diese Menschen. Wahrscheinlich vergehen weitere 2000 Jahre, bis sie endlich begreifen, dass es keinen Weg von Pontius zu Pilatus gibt.
* Autor: Dr. Franz-Josef Hücker; -- Quelle: das Akazienblatt Nr. 17.2007, S. 11.