Jemandem auf die Schliche kommen
Manche Menschen sind chronisch misstrauisch. Andere oftmals zu "blauäugig", gutgläubig, und naiv dazu. Den einen möchte man ständig eine gehörige Portion "mehr Gottvertrauen" predigen, den anderen mehr Umsicht und Vorsicht. Innerhalb dieser Extreme finden wir allerdings auch die sattsam bekannten Zwischentöne. Schließlich war man schon immer gut beraten, mit einer gewissen Umsicht und Vorsicht durchs Leben zu schreiten. Besonders in den wichtigen Angelegenheiten darauf zu achten, was die Leute so treiben, mit denen man zu tun hat, auf dass es hinterher kein böses Erwachen gibt und keinen Katzenjammer. Wer so durchs Leben geht, wird (vermutlich) das eine oder andere Mal "jemandem auf die Schliche kommen" und kann sein Verhalten entsprechend ausrichten, um Schaden abzuwenden.
Die Redewendung "jemandem auf die Schliche kommen" stammt wahrscheinlich aus dem Jagdwesen. Ein Jäger sollte mit den Wildwechseln (Schleichwege des Wildes) vertraut sein. Und er sollte die Schleichwege der Wilderer kennen. - Hier wird bereits die Verknüpfung der Wendung mit der Jägersprache sichtbar, denn "Schlich" bedeutete ursprünglich nichts anderes als "Schleichweg". - Heute wird die Redewendung "jemandem auf die Schliche kommen" sehr unterschiedlich und darüber hinaus auch noch uneinheitlich verwendet: beispielsweise für das Aufdecken heimlicher Machenschaften, das Aufdecken von (unlauteren) Absichten oder wenn ein "Kniff" oder "Trick" entlarvt wurde. So lässt sich also allgemein sagen: Wird von jemand etwas sorgsam Verborgenes, ein Geheimnis, herausgefunden oder wird jemand sprichwörtlich "überführt", dann ist es gelungen, jemandem auf die Schliche zu kommen.
Es ist ein Gemeinplatz, dass es viele Menschen gibt, die von Amts wegen jemandem auf die Schliche kommen müssen. Diese Menschen finden wir beispielsweise in den Gerichtssälen, bei den Finanzämtern, bei der Polizei. Diesen Menschen begegnen wir regelmäßig in den Kriminalromanen, und sie verblüffen uns nur allzu oft in den Fernsehkrimis. - Dabei gilt allerdings als hohe Schule und ganz besondere Herausforderung, wie so oft im Leben, sich zunächst einmal selbst auf die Schliche zu kommen - bevor man auf andere Menschen zeigt.
* Autor: Dr. Franz-Josef Hücker; -- Quelle: das Akazienblatt Nr. 35.2008, S. 11.