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 Redewendungen
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Schuster, bleib bei deinen Leisten!

Der Schuhmacher oder der Schuster ist ein Handwerker, der Schuhe herstellt und repariert. Die Leisten sind zur Anfertigung der Schuhe verwendete Formstücke aus Holz, Kunststoff oder Metall, die idealtypisch der exakten Form, den spezifischen Ausprägungen der Füße entsprechen müssen. Zur Herstellung der Schuhe als Konfektionsware oder Maßschuhe sind die Leisten unverzichtbar. Ein orthopädischer Maßschuh wird nach medizinischer Indikation hergestellt, der klassische Maßschuh nach Wünschen des Kunden und dessen Fußmaßen.

Die Wendung selbst meint laut Duden (Redensarten) umgangssprachlich: "Mische dich nicht ohne Sachverstand in alles ein! Befasse dich nicht mit Dingen, die du nicht verstehst!", wie beliebige Beispiele belegen: "Als Pferdezüchter konnte der Germanistikprofessor keinen Ruhm erwerben. Seine Frau hatte ihm von Anfang an gesagt: Schuster, bleib bei deinem Leisten." Das sei als Hinweis nachgestellt, um auf den weiten Radius der Redensart zu zeigen, die sich natürlich keineswegs als Alleinstellungsmerkmal von Schuster und Leisten erschöpft, sondern im Zeitablauf generalisiert hat und insofern auch generalisierend verwendet wird: "Wenn der Kuchen spricht (das ist der, der viel von einer Sache versteht), haben die Krümel (das sind die, die sich ungefragt einmischen) zu schweigen." (Manfred Zorn)

Einigkeit besteht dabei hinsichtlich der Herkunft der Redensart. Nachgewiesen wird sie mit einer Begebenheit, die der römische Gelehrte, Offizier und Schriftsteller Gaius Plinius Secundus Maior oder Plinius der Ältere (* 23 oder 24 n. Chr. in Novum Comum, heute Como; + 25. August 79 n. Chr. in Stabiae am Golf von Neapel) von dem zurzeit Alexander des Großen (* 20. Juli 356 v. Chr. in Pella; + 10. Juni 323 v. Chr. in Babylon) berühmten griechischen Maler Apelles (* 370 v. Chr. in Kolophon; + 306 v. Chr. in Kos) und einem Schuhmacher berichtet, der eine von Apelles gemalte Sandale beanstandete. Apelles habe seine Gemälde so aufgestellt, dass er dahinter stehen und die Bemerkungen der Betrachter hören konnte. So ergab es sich, dass ein Schuster das Fehlen einer Öse an einer von Apelles gemalten Sandale beanstandete, woraufhin dieser die fehlende Öse ergänzte. Der dadurch motivierte Schuster kritisierte nun auch den gemalten Schenkel, was Apelles mit "Ne sutor supra crepidam!" (Der Schuster soll nicht über die Sandale hinausgehen!) gemaßregelt haben soll. Der Ruhm des Künstlers Apelles strahlt zwar durch die Jahrhunderte, aber keines seiner Werke soll der Nachwelt erhalten geblieben sein, sodass wir bei der Quelle dieser Redensart auf die aus der Feder von Plinius d. Ä. stammenden "Naturgeschichten" vertrauen müssen.

Strittig ist bei der Redensart, ob es hier "Schuster, bleib bei deinem Leisten!" oder "Schuster, bleib bei deinen Leisten!" heißen müsste oder vielleicht besser heißen sollte. Dabei stützt sich die Singular-Fraktion auf die wohl durchaus verbriefte Herkunft der Redensart, während die Plural-Fraktion darauf verweist, dass es schließlich immer mindestens zwei Leisten brauche, damit die Hersteller der Konfektionsware und der Maßschuhe ihr Werk vollenden können.

* Autor: Dr. Franz-Josef Hücker; -- Quelle: das Akazienblatt Nr. 01.2019, 13. Jg., S. 11.


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