Bei jemandem einen Stein im Brett haben
Es gibt Menschen, die müssen sich im wahrsten Sinne des Wortes durch ihren Alltag quälen. Ach, was ist das für ein mühseliges Leben. Da plagt man sich den ganzen Tag, und reichen tut es kaum mehr für das Notwendige. Nicht genug zum Leben, aber zu viel zum Sterben. - Bei anderen wiederum geht scheinbar alles wie von selbst. Die haben hier einen Gönner, dort jemanden, der sie fördert, und schon ist die Sache geritzt. Bei denen läuft im wahrsten Sinne des Wortes alles wie geschmiert. Aber wie machen sie das bloß? - Also gut: Man muss eben "bei jemandem einen Stein im Brett haben", dessen Sympathien genießen. Das erleichtert das Leben fürwahr ungemein. Vielleicht ist das sogar das kleine Geheimnis des großen Erfolgs.
Das war schon zu allen Zeiten so, denn die Redensart ist recht betagt. So finden wir sie auch bereits in der Sammlung "Sybenhundert und fünfftzig teutscher Sprichwörter" (1534) des aus Eisleben stammenden Johannes Agricola (1494-1566) - einem bekannten Zeitgenossen und Mitstreiter Martin Luthers - lesen wir doch schon dort: "Ich hab eyn guten steyn im brette."
Wurzeln soll diese Redensart in einem mittelalterlichen Würfelbrettspiel. In dem sowohl in höfischen Kreisen als auch bei der Landbevölkerung beliebten Tricktrack oder Puff, von dem gewisse Etablissements ihren Namen entlehnt haben, weil es dort sehr gern gespielt wurde. So ging man seinerzeit also nicht in ein Freudenhaus, sondern man ging zum Puff. - Bei diesem Spiel, das eigentlich Wurfzabel heißt, geht es darum, seine Steine möglichst gut auf dem Brett zu platzieren. Nur wer einen guten Stein im Brett hat, hat Aussicht auf Erfolg. - Wen wundert es also, wenn ein guter Freund auch "als guter Stein im Brett" bezeichnet wird oder wenn die Ordensbrüder mit ihrer Braukunst bei ihren Gästen rasch "einen Stein im Brett haben".
* Autor: Dr. Franz-Josef Hücker; -- Quelle: das Akazienblatt Nr. 02.2009, S. 11.