Etwas verschwitzen
Das Verb "verschwitzen" (mittelhochdeutsch: "verswitzen") ist zweideutig, hat also in der Tat mehrere Gesichter, deren Herkunft ungeklärt ist. Einerseits steht es für etwas durch Schweiß (Transpiration) feucht machen (Der Sportler hat sein Trikot verschwitzt. Die Jacke ist völlig verschwitzt.), für die verschwitzte Haut (Es war so heiß während der Fahrt, und ich bin völlig verschwitzt.). Andererseits aber auch als umgangssprachliche Redensart für etwas vergessen, versäumen, verdusseln, verschlafen, verschusseln, verbummeln, verbaseln, verabsäumen.
Grundsätzlich stößt nichts von dem bei den Menschen auf Gegenliebe, und zwar bei allen Beteiligten, wie eine Fülle von Beispielen belegt: "Da habe ich leider völlig verschwitzt, dich anzurufen." - "Oje, nun habe ich auch noch den Zahnarzttermin verschwitzt." - "Das ist mir so unglaublich peinlich und unangenehm, dass ich den Geburtstag meiner Tante verschwitzt habe, denn diese an sich nette alte Dame vergisst und verzeiht so etwas niemals." - "Ach wie konnte ich das alles nur völlig verschwitzen, selbst unseren Hochzeitstag." - "Junger Narr hält sich für klüger als ein alter Pfarr', der schon mehr verschwitzt als jener an Witz besitzt."
Wie soll man sich nun in so einer misslichen Lage strategisch verhalten, wenn das Kind doch bereits in den Brunnen gefallen ist und offensichtlich sowieso nicht mehr zu retten ist. Geniale Lösungen sind hier, jedenfalls scheinbar, weit und breit nicht in Sicht. Also Fehlanzeige? Was nun, was tun? - Möglicherweise ist es ganz gewiss nicht nur in dieser Situation angezeigt, das universellste der Allheilmittel zu wählen: Also etwas verschmitzt (schelmisch, spitzbübisch) dreinzuschauen, um der Situation den ersten Schrecken zu nehmen, und fortan einfach dazu zu stehen, dass man zur Elite der Zeitgenossen zählt, die über die ungewöhnliche Qualität verfügen, dann und wann oder immer wieder tatsächlich "etwas zu verschwitzen".
* Autor: Dr. Franz-Josef Hücker; -- Quelle: das Akazienblatt Nr. 06.2012, S. 11.